27/02/2025 0 Kommentare
Wie geht es weiter nach der Wahl?
Wie geht es weiter nach der Wahl?
# WAS BEWEGT BERLIN?

Wie geht es weiter nach der Wahl?
Sich für Vulnerable einsetzen, Ungerechtigkeiten benennen und über Bildung das Demokratieverständnis stärken: Friederike Krippner, Direktorin der Evangelischen Akademie zu Berlin, findet nach der Bundestagswahl deutliche Worte für die Rolle der Kirche nach der Wahl. Ein Kommentar:
Die gute Nachricht zuerst: 82,5 Prozent aller Berechtigten haben sich an der Bundestagswahl 2025 beteiligt. Eine so hohe Wahlbeteiligung gab es seit knapp 40 Jahren nicht mehr. Man könnte sich also freudig zurücklehnen und sagen: Die bundesrepublikanische Demokratie funktioniert doch! Allein, so einfach ist es nicht.
Ein Wahlergebnis, das erschüttern muss
Denn 20 Prozent der Wählenden entschieden sich für eine in Teilen gesichert rechtsextreme Partei. Das muss erschüttern. Weniger Minderheitenschutz, weniger Zivilgesellschaft, weniger freie Presse; Abbau des Sozialstaates, die Einschränkung einer liberalen Gesellschaft; mehr nationaler Egoismus statt globaler Gemeinschaft; das Leugnen wissenschaftlicher Erkenntnisse zur Klimakrise – die Umsetzung all dieser und anderer Vorhaben hätte schlimme Folgen für die Menschen nicht nur in Deutschland.
Polarisierung und Misstrauen helfen nicht weiter
Was man aus diesem Ergebnis lesen kann? Vielleicht vor allem dies: Polarisierung tut nichts und niemandem gut – der Weltgemeinschaft nicht, der Demokratie nicht, dem Zusammenhalt in einer Gesellschaft nicht, der Seele jedes und jeder Einzelnen nicht. Und: Wir müssen anerkennen, dass es offenbar ein großes Misstrauen gegenüber Institutionen gibt, aber auch gegenüber der Wirkmacht jeder einzelnen Bürgerin, jedes einzelnen Bürgers in der Demokratie.
Die Rollen von Kirche, Diakonie und Caritas nach der Wahl
In diesen Diagnosen liegen Ansätze, wie Kirche wirken kann. Denn die Kirchen, Diakonie und Caritas haben den großen Vorteil, in der Fläche vertreten zu sein. Sie versammeln in ihren Gemeinden und Einrichtungen ganz unterschiedliche Menschen. Hier liegt ein enormes Verständigungspotenzial, das noch weiter gehoben werden kann und muss. Kirchliche Vertretende müssen Ungerechtigkeiten benennen dürfen. Aber zugleich können sie dafür werben, widersprüchliche Sichtweisen miteinander ins Gespräch zu bringen.
Evangelische Bildungsarbeit als Chance für wachsende Demokratieverantwortung
Vor diesem Hintergrund leuchtet ein, dass evangelische Bildungsarbeit ins Zentrum kirchlichen Handelns gehört. In evangelischen Kindergärten und Schulen, den Evangelischen Akademien in Deutschland und in den vielen Orten evangelischer Erwachsenenbildung wird aus einem christlichen Selbstverständnis heraus Bildungsarbeit geleistet, die auf der Förderung von Verantwortung für sich und in der Gemeinschaft, auf Selbstwirksamkeit und auf dem Respekt der Würde aller Menschen fußt. Das sind die Voraussetzungen für eine lebendige parlamentarische Demokratie.
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