ABENDMAHL
Die evangelische Kirche kennt zwei sogenannte Sakramente: die Taufe und das Abendmahl. Beide wurden von Christus selbst eingesetzt und haben deshalb eine besondere Bedeutung. Mit dem Abendmahl vergegenwärtigen sich Christen den letzten Abend, den Jesus vor seiner Hinrichtung mit seinen Freunden verbrachte. Indem sie symbolisch Brot und Wein teilen, sind Christen auf der ganzen Welt miteinander und mit Gott verbunden.
Das Abendmahl wird in den meisten Gemeinden nicht in jedem Gottesdienst gefeiert. Zum Abendmahl gehört eine eigene feste Form, die Liturgie. Die Worte werden von der Gemeinde und der Pfarrerin oder dem Pfarrer im Wechsel gesungen oder gesprochen. Im sogenannten Präfationsgebet bereiten sich die Gläubigen innerlich vor: Sie erheben ihre Seele zu Gott.
Dazu gehören die Worte
Der Herr sei mit euch. – Und mit deinem Geist.
Erhebet eure Herzen. – Wir erheben sie zum Herrn.
Lasst uns Dank sagen dem Herren unserm Gotte. – Das ist würdig und recht.
Anschließend folgt das große Präfationsgebet, das am Ende die versammelten Christen mit allen verbindet, die Gott verehren oder verehrt haben. Das folgende Lied erinnert daran, dass die irdisch feiernde Gemeinde in den Lobgesang der himmlisch feiernden Gemeinde einstimmt:
Heilig heilig heilig ist der Herre Zebaoth,
alle Land sind seiner Ehre voll, Hosianna in der Höhe.
Gelobt sei der da kommt, im Namen des Herrn, Hosianna in der Höhe.
Mahl des Friedens
Anschließend erbittet der Liturg den Heiligen Geist für die Gemeinde und vergegenwärtigt das letzte und gleichzeitig erste Abendmahl, bei dem Jesus anwesend war. Diese Einsetzungsworte werden in manchen Kirchen gesungen. Danach spricht die Gemeinde gemeinsam das Vaterunser.
Der nun folgende Friedensgruß verbindet die Gemeinde untereinander, bevor sie das Abendmahl teilt. Der Pfarrer oder die Pfarrerin sagt die Worte: Gebt einander ein Zeichen des Friedens. Sie können nun den Menschen um sich herum die Hand geben und ihnen zusprechen: Friede sei mit Dir.
Dieser Friedensgruß geht bis in die Antike zurück und verbindet Sie mit allen Christen, die jemals das Mahl geteilt haben. Er symbolisiert, dass am Tisch des Herrn kein Platz ist für Streit und Unstimmigkeiten. Alles, was menschliche Beziehungen belastet, sollte vorher geklärt sein oder in diesem Moment in den Hintergrund treten.
Einladung an alle Getauften
Auch wenn Sie kein Christ sind, sind Sie in diesem Moment Teil der Gottesdienstgemeinschaft. Anschließend singt die Gemeinde das Agnus Dei, einen Lobgesang auf die Deutung des Todes Jesu Christi, wie er in der Passionsgeschichte beschrieben ist. Danach beginnt die Austeilung des Abendmahls.
Zum Abendmahl lädt die evangelische Kirche alle getauften Christen ein. Auch wenn Sie einer anderen Kirche angehören, können Sie am Abendmahl teilnehmen. Das Mahl besteht in der evangelischen Kirche aus Brot – in der Form von Oblaten – und Wein oder Traubensaft, die mit den Worten: Christi Leib für dich gegeben/ Christi Blut für dich vergossen, oder: das Brot des Lebens /der Kelch des Heils für dich gereicht werden.
Die Menschen gehen dazu zum Altar und bilden meist einen Kreis, in dem sie die Gaben empfangen. In unserer Region dürfen Kinder in der Regel das Abendmahl mitfeiern. Sie erhalten, wenn sie es möchten, eine Oblate und Traubensaft oder bekommen den Segen zugesprochen. Nach dem Abendmahl folgt ein Dankgebet.
Foto: EKBO