02/07/2024 0 Kommentare
Kältehilfe kritisiert Lage Obdachloser in Berlin
Kältehilfe kritisiert Lage Obdachloser in Berlin
# Berlin: sozial
Kältehilfe kritisiert Lage Obdachloser in Berlin
Die Berliner Kältehilfe für Wohnungslose hat eine kritische Bilanz der zurückliegenden Monate gezogen. Die Stadt habe ein „nachhaltiges Problem mit der Notversorgung Obdachloser in der lebensgefährlichen Jahreszeit“, teilte die Liga der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege am Montag in Berlin mit.
Der Platzmangel sei eklatant. Es stünden nicht ausreichend geeignete Immobilien zur Verfügung. Das Land zeige zwar guten Willen, die Verdrängung der Betroffenen an den Stadtrand schreite jedoch fort, betonten die Verbände Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Diakonie, Deutsches Rotes Kreuz und Paritätischer.
Im vergangenen Winter sei die Nachfrage nach Übernachtungsplätzen bereits im Oktober steil nach oben gegangen, hieß es. Mit 614 Plätzen in 25 Übernachtungsangeboten habe die durchschnittliche Auslastung bei mehr als 90 Prozent und zum Monatsende bei mehr als 100 Prozent gelegen. Mit einem erweiterten Angebot ab November von rund 1.000 Plätzen in 38 Übernachtungsangeboten habe sich die Lage etwas entspannt.
Zum Rest des Winters hätten dann 1.179 Plätzen in 39 Übernachtungsangeboten zur Verfügung gestanden, hieß es weiter. Die Auslastung sei mit durchschnittlich 89 Prozent relativ stabil gewesen. Damit seien erstmals auch Einrichtungen in den schwer erreichbaren Randbezirken ausgelastet und zentralere Einrichtungen regelmäßig überbelegt gewesen. In diesem Winter seien viele Einrichtungen auch im April noch geöffnet. Derzeit stünden noch gut 1.100 Plätze zur Verfügung, in der zweiten Aprilhälfte noch knapp 1.000 Plätze.
Die Berliner Diakonie-Vorständin Andrea Asch betonte, der vergangene Winter habe einmal mehr gezeigt, dass die Kältehilfe ihre Belastungsgrenze weit überschritten habe. Bereits im September hätten die Verbände darauf hingewiesen, dass hunderte Plätze fehlen. Dennoch habe sich die Kältehilfe erneut nur mit „kurzfristig eröffneten, personell und räumlich schlecht ausgestatteten Angeboten durchlavieren“ können. Das Diakonische Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz hat derzeit die Federführung der Liga der Spitzenverbände in Berlin inne.
So habe etwa ein Sozialträger im Dezember 2023 in einem leer stehenden Bürogebäude spontan 150 Feldbetten aufgestellt, hieß es. Dies habe Dutzenden Obdachlosen ein Weihnachtsfest im Warmen ermöglicht und einigen vielleicht sogar das Leben gerettet. Die Versorgung weise jedoch Mängel auf. So seien dort acht Plätze für Menschen im Rollstuhl vorbehalten gewesen. Diese hätten es jedoch schaffen müssen, ohne Unterstützung ins Bett zu kommen, sich selbstständig an- und ausziehen und ohne fremde Hilfe auf die Toilette zu gehen.
Asch betonte, die Kältehilfe werde zunehmend in ungeeigneten Immobilien mit unzureichenden Standards auf den Schultern von Ehrenamtlichen getragen. Die Ehrenamtlichen seien mit den vielfältigen Problemlagen der Gäste, mit psychischen und Suchterkrankungen, mit Pflegebedürftigkeit und massiven Gehbehinderungen, mit Wundversorgung und Ungezieferbehandlung massiv überfordert. Land und Bezirke müssten ihrem Schutzauftrag besser gerecht werden und eine ganzjährige menschenwürdige Versorgung garantieren. Berlin (epd).
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