TRINITATIS
Trinitatis ist das Fest der Dreifaltigkeit am 1. Sonntag nach Pfingsten. Mit ihm wird die besondere Natur Gottes gefeiert. Gleichzeitig markiert es den Beginn einer relativ ereignisarmen Zeit im Kirchenjahr, die mit dem letzten Sonntag nach Trinitatis endet.
Der Glaube an einen dreieinigen oder dreifaltigen Gott sagt etwas über das christliche Gottesbild aus. Wie auch die anderen „Buchreligionen“ glauben Christen und Christinnen nicht an eine Vielfalt von Göttern, sondern an einen einzigen Gott. Gleichzeitig halten sie fest, dass sich dieser eine Gott in drei verschiedenen Personen offenbart hat: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Die Dreifaltigkeit Gottes findet ihre Entsprechung in den Dingen, die Christen für ihr Leben erbitten: Glaube, Liebe und Hoffnung.
Der Ungenannte
„Vater“ bezieht sich auf den Gott des Alten Testaments, der auch im Judentum verehrt wird. Als erster ungenannter Gott hat er weder Namen noch Gestalt und wird von den Israeliten und den Propheten mit „Jahwe“ angeredet: "Ich bin der ich bin/sein werde". Als gegenwärtiger und verborgener, strafender und rettender Gott leitet er die Geschicke der Menschen und repräsentiert in einer Person die gesamte Allmacht der antiken und babylonischen Götter.
Die Menschwerdung Gottes durch Jesus Christus verändert die Beziehung zwischen diesem Gott und seinen Geschöpfen: Gott wird Mensch und teilt das menschliche Leben. Aus dem Weltenlenker wird der Mitleidende, ein Vertrauter und Begleiter. Um diese andere Beziehung zu veranschaulichen, benutzt Jesus das Bild von Vater und Sohn. Nicht Allmacht, sondern Liebe ist der Schlüssel zu Gottes Handeln. Die Menschen dürfen sich vorbehaltlos an ihn wenden: Als Vorbild aller Gebete führt Jesus das Vaterunser ein.
Liebe statt Strafe
Die Bezeichnungen Gottvater und Gottessohn haben in der Kunst dazu geführt, dass Gott als alter Mann mit langem Bart dargestellt wird. Letztlich handelt es sich jedoch nur um eines von vielen Bildern, die Jesus benutzt hat, um das Wesen Gottes für die Menschen begreifbar zu machen. Gleichwohl wurde es lange missbraucht, um patriarchale Gesellschaftsstrukturen zu rechtfertigen: Der Familienvater als irdische Entsprechung des allmächtigen himmlischen Vaters.
Heute ist klar, dass Gott jenseits dieser Geschlechterzuschreibungen steht – auch wenn „er“ aus Gewohnheit in der Sprache weiter männlich ist und Jesus ihn Vater nennt. In den Gottesdiensten werden bei den Gottesanreden heute weibliche, männliche und neutrale Gottesanreden parallel verwendet, um der biblischen Vielfalt zu entsprechen.
Gott in uns
Der Heilige Geist schließlich ist die oft vergessene, aber wichtigste Manifestation Gottes. Er wird bereits im zweiten Satz der Schöpfungsgeschichte erwähnt als die Kraft, die das Leben auf der Welt entstehen lässt. Im folgenden wird der Heilige Geist immer dann erwähnt, wenn Gott etwas in der irdischen Welt bewirkt: die Schöpfung, Zeichen an die Propheten, die Empfängnis und Taufe Christi, der Missionsbeginn am Pfingsttag. Jesus bezeichnet ihn als Tröster, der den Menschen an seiner Stelle gesandt wird. Er ist Ausdruck dafür, dass Menschen in Beziehung zu sich selbst und anderen und zu Gott sind.
In der ersten großen Kirchenspaltung entzweiten sich orthodoxe und katholische Kirche 1096 über der Frage, ob der Heilige Geist in seiner Bedeutung Gott und Jesus gleich gestellt werden könnte. Die Geschichte der ersten Christengemeinden hingegen ist ein besonderes Testament des Heiligen Geistes. Anstelle des entrückten Jesus ist es diese göttliche Kraft, die in den Menschen wirkt, Mut und Zuversicht gibt, bei Entscheidungen hilft und neue Wege weist.
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